Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen: historisch und echt

Museumsbahn: Frau Ute (rechts), Herr Christian und Fräulein Carola schlenderten als Familie der gehobenen Gesellschaft übers Bahngelände.

Wenn in 50 oder 100 Jahren ein historisches Wochenende bei der Museumsbahn gefeiert wird, dann wird vermutlich eine Mund-Nasen-Bedeckung ein wichtiges „Kleidungsstück“ sein. Was um 1900 modisch hip war, präsentierten zahlreiche Besucher während des „Historischen Wochenendes“. Dazu zeigten die Mitglieder des Eisenbahnvereins (DEV) was sich damals alles rund um die Gleise in Bruchhausen-Vilsen abspielte. 

Extra aus Hamburg angereist kamen Frau Ute, Herr Christian und Fräulein Carola. Sie hatten sich extra so gekleidet, wie die gehobene Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts. „Der Anzug ist gekauft, die beiden Kleider habe ich genäht“, sagt Frau Ute. Rund 100 Stunden wurden in die beiden Kostüme investiert. Zur Inspiration blätterte sie in historischen Büchern. „Es ist schon lustig, sich so zu präsentieren“, waren sie sich einig. Dass die Hamburger zwei Tage in Bruchhausen-Vilsen verbringen, hatten sie einer Freundin zu verdanken, die Mitglied im DEV ist. 

Museumsbahn-Mitglieder tragen historische Kostüme

Am Bahnhof „Heiligenberg“ koppelte die Bahncrew einen Güterwaggon an. „Damals hatten die Kleinbahnen wenig Geld“, erklärte Regine Meier vom DEV. Entsprechend gab es gemischte Züge, die Personen und Güter transportierten. Neben der Vorführung erklärten Museumsbahn-Mitglieder – in historischen Kostümen – das Leben am Bahnhof. Verladen wurden Milchkannen, Koffer und Kisten. Auch ein Postwaggon mit Beamten gehörte zum Zug. Dort konnten die zahlreichen Besucher Postkarten mit einem Sonderstempel stempeln lassen. 

An der Bahnstation Heiligenberg zeigten Mitglieder der Museumsbahn Bruchhausen-Vilsen das Verladen von Gütern an einer Unterwegsstation.

Zum Hintergrund: Vor 120 Jahren kam der Fortschritt in die zuvor etwas abgelegene Region um Bruchhausen und Vilsen. Mit der Eröffnung der Kleinbahn Hoya-Syke-Asendorf kam der Anschluss an das wichtige Eisenbahnnetz. So war es auf einmal möglich, Güter in großen Mengen zu transportieren. So wurde das Hoyaer Landschwein per Waggon bis ins Ruhrgebiet und nach Köln zu den dortigen Schlachthöfen gebracht. Auf diese Weise konnten große Stückzahlen schnell transportiert werden.

Aber auch die Einwohner konnten viel schneller die Kreisstadt und Geschäfte erreichen. Selbst die Zug-Geschwindigkeit von 20 Stundenkilometern war ein Komfort-Fortschritt. Bis dato gab es nur die Kutsche und die Straßen waren nicht ausgebaut. 

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